Schneller lesen mit System

lesende Person, von vielen Büchern umgeben

Schneller lesen mit System

Egal ob Aufsätze, Nachrichten, wissenschaftliche Artikel, Beiträge oder Bücher – es gibt immer mehr zu lesen, als wir Zeit zur Verfügung haben. Helfen kann da ein System zum schneller Lesen.

Die gute Nachricht: Es gibt einige einfache Techniken, die dich schneller lesen lassen (und als Bonus obendrauf merkst du dir auch noch besser, was du da eigentlich gelesen hast).

Gleich vorweg: In diesem Artikel geht es nicht um Speed-Reading. Das wäre keine einfache Methode sondern eine, die viel Zeit und Training erfordert (und bei der es durchaus umstritten ist, wie sinnvoll sie ist).

Die hier vorgestellte Methode ist so einfach, dass sie sich fast ein wenig wie schummeln anfühlt. Und der englische Begriff ist sehr dicht an dieser Wortbedeutung dran. Gemeint ist skimming. Das oberflächliche Lesen (oder überfliegende Lesen). Der Angeberausdruck ist selektives Lesen.

Warum ist selektives Lesen sinnvoll?

Mit skimming (oder selektivem Lesen) bekommst du einen Gesamteindruck von einem Text. Du verstehst nach 2-3 Minuten, wie der Text aufgebaut ist, wie er funktioniert, was die Kernaussagen sind und ob der Text für dich passt.

Selektives Lesen kann dir auch bei der Vorbereitung auf eine Prüfung, einen Test oder eine Klassenarbeit helfen. Diese Unternehmungen sind in der Regel sehr zeitintensiv. Da ist es gut, eine Methode an der Hand zu haben, die dir schnell durch viel Text hilft.

Außerdem spart diese Methode eine Menge Zeit. Die kannst du dann nutzen, um die richtigen Texte zu finden (oder vielleicht auch mal etwas anderes zu tun als immer nur lesen).

Was musst du beachten?

Hilfreich ist es, wenn du weißt, was du konkret suchst. Das ist wie beim Erstellen von Notizen: Selektives Lesen wird smart und funktioniert sehr viel besser, wenn du weißt, was deine Frage an den Text ist. Mehr dazu kannst du in dem Beitrag zu smarten Notizen lesen.

Jetzt kann es natürlich sein, dass du einen Text (ein Buch) zur Hand hast, ohne schon konkret nach etwas zu suchen. Vielleicht möchtest du dir einfach nur einen ersten Überblick verschaffen. Und diesen ersten Überblick bekommst du durch das selektive Lesen oder skimming.

Mit diesem System erhältst du einen möglichst genauen Einblick in den Text. Und das hilft dir, schneller zu lesen.

Vielleicht erschließt es sich schon aus dieser Vorbetrachtung: Selektives Lesen bietet sich für Sach- und Fachtexte an. Um den nächsten guten Thriller für den Urlaub zu suchen, solltest du auf andere Techniken zurück greifen 😉

Wie funktioniert skimming?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, einen Text sinnvoll zu scannen. Dabei macht es durchaus einen Unterschied, ob es sich um ein Buch oder um einen Artikel oder Beitrag handelt. Darum werden diese beiden Möglichkeiten hier getrennt dargestellt (eine gute Möglichkeit zum skimming).

Selektives Lesen von Artikeln

1. Titel ansehen

Der Titel sagt oftmals schon aus, worum es in dem Artikel geht. Gerade wissenschaftlich Beiträge haben sehr umständliche Bezeichnungen. Sie versuchen nämlich, all die wichtigen Punkte schon im Titel unterzubringen. 

2. Alles was nicht nur Text ist 

Manchmal findet man Grafiken, Tabellen, Abbildungen, Merksätze oder fettgedruckt Begriffe in Texten. Die solltest du dir ansehen. Oakeley*[1]Affiliate Link nennt diesen Vorgang picturewalk. Das ist ein passender Begriff. Es geht noch gar nicht darum, alles zu diesen Abbildungen zu lesen. Aber sie vor dem Lesen anzusehen, hilft ungemein. Du bereitest dein Gehirn damit auf die Thematik und auch auf die Struktur des Textes vor. Das hilft dir beim Lesen und auch beim Lernen. 

3. Zwischenüberschriften lesen

Die Struktur und damit auch die Argumentation eines Artikels lässt sich sehr gut durch die Zwischenüberschriften nachvollziehen. Probiere es gern einmal an diesem Blogeintrag aus. 

Wenn bei den Zwischenüberschriften ein Abstract oder eine Einleitung dabei ist, dann solltest du diese jetzt lesen. In der Einleitung werden das Thema und die Fragestellung aufgezeigt. Außerdem findet sich in der Einleitung immer auch eine Andeutung auf die Beantwortung der Fragestellung.

5. Zusammenfassung oder Schlussfolgerung am Ende lesen

Wie der Name schon sagt, eine Zusammenfassung ist der Artikel im Schnelldurchlauf. Hier werden noch einmal Thema, Fragestellung und deren Lösung zusammengefasst. 

6. Satzanfang von jedem Abschnitt lesen

Das geht schon recht weit. Wenn du aber bis zu diesem Schritt den Artikel noch nicht abgewählt hast, dann ist es sinnvoll, diese Methode anzuschließen. Du vertiefst so dein Verständnis der Textstruktur und bekommst schon einen sehr detaillierten Einblick in den Inhalt des Textes. 

Selektives Lesen von Büchern

Einige der Schritte, die für das Lesen von Fachtexten beschrieben sind, lassen sich übernehmen.

1. Titel ansehen

Auch für Bücher gilt – das Thema findet sich auf jeden Fall in dem Titel. Allerdings meist nicht so detailliert, wie es bei Artikeln der Fall ist. Manchmal gibt es Untertitel, die noch ein wenig mehr Informationen liefern. 

2. Inhaltsverzeichnis prüfen

Das ist fast die wichtigste Seite des Buches, wenn es um das selektive Lesen geht. Auf keinen Fall solltest du das Inhaltsverzeichnis ignorieren. Hier kannst du nämlich gleich zwei Dinge ablesen: Die Überschriften (manchmal sogar die Zwischenüberschriften) und auch die Länge der einzelnen Kapitel (je mehr Seiten ein Thema bekommt, je wichtiger ist es für das Buch). Du musst also nicht das ganze Buch durchblättern, um an die Überschriften zu kommen (so wie das vermutlich bei den meisten Artikeln der Fall ist). 

Mit dem Nachvollziehen der (Zwischen)Überschriften bekommst du schon einen guten Eindruck, wie die Argumentation in dem Buch verlaufen wird.

3. Alles was nicht Text ist

Du machst dich wieder auf zu einem picturewalk. Du musst dir nicht jede Grafik ansehen. Aber du solltest einmal durch das ganze Buch blättern und vielleicht bei der einen oder anderen Grafik genauer draufschauen. Wenn du gezielt nach Informationen suchst, dann könnte das die Grafik in dem Abschnitt sein, den du über das Inhaltsverzeichnis als besonders wichtig identifiziert hast. 

4. Anfang und Zusammenfassungen von wesentlichen Kapiteln lesen

Auch hier gilt wieder – nicht jedes Kapitel darauf prüfen sondern die, von denen du dir den meisten Erkenntniszuwachs versprichst.

5. Index (falls vorhanden) gezielt prüfen

Hat das Buch einen Index, dann solltest du dir das ansehen. Auch hier gilt – über die gelisteten Begriffe und die Häufigkeit verknüpfter Seiten, erhältst du einen guten Überblick über den Inhalt des Textes.

6. Die Schritte für das Lesen von Artikeln vor dem Lesen einzelner Kapitel nutzen

Das geht über das eigentliche skimming hinaus. Aber wenn du dich entschieden hast, aus dem Buch etwas zu lesen, ist es hilfreich das selektive Lesen auch noch einmal für die Kapitel zu nutzen. So findest du die relevanten Einträge schneller und musst dich nicht durch Kapitel mit wenig Erkenntnisgewinn durchforsten. 

Dauert das nicht länger?

Wenn man die Auflistung so sieht, fühlt sich das selektive Lesen zunächst nach Mehraufwand an. Tatsächlich dauern die oben angeführten Punkte aber meist nicht länger als 3 bis 5 Minuten. Und das sind sehr gut investierte Minuten – sie können letztendlich eine Menge Zeit sparen. Texte, die den skimming-Test nicht bestehen, packst du nämlich einfach wieder weg und suchst dir einen besseren.

Das gilt auch schon für die Zwischenschritte. Merkst du nach dem Betrachten des Inhaltsverzeichnisses, dass das Buch dir vermutlich nicht weiterhilft, dann führst du die verbleibenden Schritte natürlich nicht mehr durch. Du kannst also nach jedem Schritt überlegen: Ist es sinnvoll, weiter zu lesen? Wenn die Antwort NEIN ist, dann leg das Buch (den Text) zur Seite. Es gibt keine Punkte für Durchhaltevermögen und Fertiglesen.

Wichtig ist: Du solltest Fachtexte generell nicht lesen, wie du einen Roman oder ein Gedicht liest. Es geht nicht darum, jede Seite von Vorn bis Hinten akribisch durchzulesen. In der Regel ist das zu viel. Und es dauert zu lange.[2]Es gibt Ausnahmen. Sehr komplexe Texte muss ich eventuell ganz lesen. Vielleicht sogar mehrfach. Die meisten Texte entsprechen dem aber nicht. Sachtexte sind wie ein Werkzeug. Ein ganzes Buch kannst du zur Unterhaltung und in deiner Freizeit lesen. Fachtexte, die dir deine Fragen nicht beantworten, solltest du so schnell wie möglich wieder beiseite legen.

Noch schneller bist du, wenn du schon gezielt nach Informationen suchen kannst. Dann kannst du viele Texte schon nach dem Sichten der Titel und Fragestellungen aussortieren.

Wenn du dich für einen Text entschieden hast, dann fängst du mit dem Lesen an. Mit der Vorbereitung und dem hier vorgestellten System kannst du jetzt den ausgewählten Text sogar schneller lesen und besser verstehen.

References

References
1 Affiliate Link
2 Es gibt Ausnahmen. Sehr komplexe Texte muss ich eventuell ganz lesen. Vielleicht sogar mehrfach. Die meisten Texte entsprechen dem aber nicht.

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